Damen1: Niederlage – unverdient verdient

Am vergangenen Sonntag mussten die Oberligadamen der Turngemeinde beim Titelverteidiger SG Weinstadt eine 66:55 (22:8, 35:26, 52:42) Niederlage hinnehmen. Diese Niederlage einzuordnen fällt angesichts des Spielverlaufs allerdings schwer. Verdient unverdient oder unverdient verdient. So in etwa dürfte diese Partie betitelt werden.

Doch was war eigentlich passiert. Die Turngemeinde begann das Spiel zunächst abwartend. Zu abwartend wie man nach dem Spiel feststellen musste. Vor allem in den Anfangsminuten überließ man den Gastgeberinnen komplett die Initiative. In der Defensive standen die Schützlinge von Trainer Sebastian Hilburger meist zu weit weg vom Gegner und sie machten keinen Druck auf den Ball. In der Offensive wirkte man zudem pomadig, mit zu wenig Tempo im Spiel. Die Gastgeberinnen hingegen wussten den sich bietenden Platz bestens zu nutzen und erspielten sich schnell und einfach eine deutliche 12:3 Führung. Da sich an der grundsätzlichen Ausrichtung beider Mannschaften bis zum Viertelende nichts Wesentliches änderte, wuchs der Vorsprung weiter an. Mit einem aus Gästesicht ernüchternden 12 Punkte Rückstand (20:8) endeten die ersten 10 Spielminuten. Der letztjährige Tabellendritte war in diesem Spiel noch nicht richtig angekommen.

Dies änderte sich im zweiten Viertel. Wer die TG-Truppe noch aus dem Vorjahr kennt, der weiß wieviel Moral in dieser Mannschaft steckt. Plötzlich wurde der Schalter umgelegt und als Anhänger der Turngemeinde sah man endlich wieder die Nürtinger Tugenden der Vorsaison. Angeführt von der sehr engagierten Daniela Fischer wurde in der Verteidigung nun kontinuierlich Druck auf den Ball gemacht. Dadurch zwang man den Gegner regelrecht zu Fehlern. Auch im Umschaltverhalten spielte man jetzt wieder den Basketball der Vorsaison. In der 16.ten Spielminute verkürzte Daniela Fischer nach einem Ballgewinn auf 3 Punkte (23:26). Weinstadt hatte in dieser Phase nicht viel entgegenzusetzen und erzielte bis dato lediglich 4 Punkte und dies aufgrund individueller Fehler in der Nürtinger Verteidigung. Dann gab es in diesem Spiel allerdings das große Thema „Freiwurfquote“. Aus unerklärlichen Gründen trafen die Hölderinstädterinnen in dieser Partie kaum einen Freiwurf. Bereits bis zum 23:26 vergaben Nürtinger Spielerinnen nicht weniger als 10 Freiwürfe bei 15 Versuchen. Der Ausgleich oder eine Führung wäre angesichts des Spielverlaufs längst möglich gewesen. Zumal man auch zwei einfache „Eins-gegen-Null“ Korbleger nach Ballgewinnen nicht in Punkte ummünzen konnte. Wie es besser geht zeigten hingegen die Weinstäderinnen. Eine offensive Verteidigung ist grundsätzlich etwas foulbehafteter. Da die Turngemeinde bereits die Mannschaftsfoulgrenze überschritten hatten, dürfte Weinstadt bei jedem weiteren Foul an die Linie. Während die TG bis zum Seitenwechsel weitere 5 Fehlversuche von der Linie zu verzeichnen hatte, erzielte der Titelverteidigung im gleichen Zeitraum sieben der letzten 10 Punkte eben jenseits dieser Linie. Beim Seitenwechsel führten die Hausherrinnen damit unnötig deutlich mit 35:26 Punkten.

Den besseren Start ins zweite Viertel erwischten die SGlerinnen. Wie schon im ersten Spielabschnitt dauerte es auch in dieser zweiten Halbzeit wieder einige Minuten bis die Spielerinnen aus der Hölderinstadt ins Spiel fanden. In der 25.ten Minuten sahen sie sich erneut mit einem 12-Punkte Rückstand konfrontiert (44:32). Offensichtlich Ansporn genug, um erneut das Tempo hochzuschrauben und eine weitere Aufholjagd einzuleiten. Aber auch jetzt stand man sich wieder selbst im Weg oder konnte sich einfach nicht für den hohen Aufwand in der Defensive belohnen. Zwar verkürzte man 3 Minuten vor Viertelende auf 39:44 Punkte, doch ein weiterer vergebener Korbleger und 3 weitere Fehlkarten von der Linie verhinderten erneut einen möglichen Ausgleich. Irgendwie war es in diesem Spiel wie verhext. Vor dem abschließenden Viertel betrug der Rückstand plötzlich wieder 10 Punkte (52:42). „Wenn wir allein im dritten Viertel 10 Freiwürfe und dazu noch einen Korbleger nach einem Steal vergeben, dann haben wir es an diesem Tag auch einfach nicht verdient gehabt, zu gewinnen. Insgesamt haben wir 28 Freiwürfe bei 39 Versuchen vergeben.“, so ein am Ende etwas ratloser Trainer Hilburger nach dem Spiel.

Das ständige Anrennen und die offensive Verteidigung hatten offensichtlich Kraft und vor allem Selbstvertrauen gekostet. Im Schlussviertel brachte eine sichtlich entkräfte Nora Müllner ihre Farben zwar noch einmal auf 6 Punkte heran (52:46), doch der Kräfteverschleiß machte sich im Schlussviertel nun nicht nur bei ihr bemerkbar. Speziell im letzten Viertel wirkten die Gastgeberinnen frischer und hatte noch deutlich mehr Körner im Köcher. Mit einem Zwischenspurt erhöhten sie erneut auf diese in diesem Spiel magischen 12 Punkte (58:46). Damit war der Widerstand von Fischer und Co. nun endgültig gebrochen. Am Ende musste die Turngemeinde in einem guten Oberligaspiel letztendlich mit einer 66:55 Niederlage im Gepäck die Heimreise antreten. Grundsätzlich wäre hier etwas zu holen gewesen, doch die Gastgeber wirkten prinzipiell etwas abgezockter und kompakter. Auf der Gegenseite fehlt mitunter noch etwas der Feinschlief.

Für TG Nürtingen gespielt haben:
Büchele(9), Fischer, D.(12), Fischer, K-T.(4), Kaufmann, Müllerschön(1), Müllner(10), Stader(8), Salkowski(1), Staib(2), Wanzke(8).

jöf