Damen: Niederlage im Skandalspiel in Böblingen

Sieben Spielminuten vor dem Ende schien die Oberligapartie zwischen den Damen des SV Böblingen und der TG Nürtingen bei einer 18-Punkte Führung des Gastes entschieden zu sein. Doch dann folgten eine Böblinger Aufholjagd par excellence. Leider unter skandalösen Umständen. Am Ende gewann der SV nach Verlängerung mit 85:81 Punkten.

Nach einer von beiden Seiten attraktiven und temporeichen ersten Spielhälfte war das Spiel absolut ausgeglichen. Beide Mannschaften spielten jeweils die eigenen Stärken aus und machten Werbung für den Basketballsport. Die gastgebenden Böblingerinnen versuchten die größenmäßige Überlegenheit auszunutzen, um Punkte in der gegnerischen Zone zu erzielen. Häufig mit Erfolg. Die Neckarstädterinnen hingegen spielten wie gewohnt mit einer aggressiven Verteidigung und konnten sich daraus einige Ballgewinne erkämpfen. Auch die eigene Offensive funktionierte gut. Immer wieder konnten sie sich freie Würfe erspielen und diese in Punkte ummünzen. Im ersten Viertel noch wechselte die Führung häufig. Im zweiten Viertel hingegen führten die Gäste permanent, ohne sich aber absetzen zu können. Auch beim Seitenwechsel hatte eine knapp 36:35 TG-Führung Bestand.

Allerdings bereite das Kampfgericht in Böblingen schon in der ersten Spielhälfte große Probleme. Teilweise wurden Punkte auf der Anzeigetafel gar nicht gestellt oder auf der falschen Seite. Teilweise wurden Punkte erst nach Reklamation durch den Nürtinger Trainer auf den Spielberichtsbogen geschrieben. Die 24 Sekunden Uhr wurde häufig falsch gesetzt oder zu spät gestartet und selbst mit der Bedienung der Spieluhr hatten die eingesetzten Funktionäre große Probleme. Noch schwerwiegender allerdings war, dass einerseits die Foulbelastung der Spielerinnen nicht angesagt wurde und andererseits Fouls nicht immer bei der richtigen Spielernummer eingetragen wurde. Beides sollte im weiteren Spielverlauf noch Relevanz erhalten. Als Folge wurde das Spiel von die beiden souveränen, aber sehr geforderten Unparteiischen häufig unterbrochen.

Im dritten Viertel drückte die Fischertruppe aufs Tempo. Auch gereizt durch die vielen Unterbrechungen wollte man sich im dritten Viertel endlich absetzen und schaffte dies auch in eindrucksvoller Manier. „Im dritten Viertel haben wir gezeigt, was für einen guten Basketball wir spielen können. Das war eines unserer besten Viertel in dieser Saison. Trotz der widrigen Begleitumstände“, war der Trainer Jörg Fischer voll des Lobes für seine Spielerinnen. Selbst die leichte Verletzung von Sarah Wanzke, Dreh- und Angelpunkt der Nürtinger Offensive, tat dieser Phase keinen Abbruch. Sie konnte im weiteren Spielverlauf zunächst einmal nicht mehr eingesetzt werden. Auch ohne Wanzke blieben die Hölderlinstädterinnen weiter am Drücker. Zum Viertelende erspielten sie sich eine deutlich 61:47 Führung. Und auch in den ersten drei Minuten des Schlussviertels blieben sie dominant und der Vorsprung wuchs. In der 33. Minute (67:49) war die höchste Führung erspielt. Anschließend wurde es noch kurioser. Zuerst folgte eine minutenlange Unterbrechung, da die Schiedsrichter vom Zeitnehmer genug hatten und diesen auswechseln ließen. Dabei drohten die beiden Unparteiischen sogar mit einem Spielabbruch. Unmittelbar danach wurde Emmi Müllerschön mit ihrem scheinbar fünften Foul des Feldes verwiesen. Wie sich nach Ende der regulären Spielzeit herausstellen sollte, hatte sie zu diesem Zeitpunkt aber erst vier persönliche Fouls auf dem Spielberichtsbogen. Diese Störfeuer zeigte bereits zu diesem Zeitpunkt eine erste Wirkung beim Fischerteam. Trotz allem führte man 5 Minuten vor Spielende noch mit 70:55 Punkten. Doch die Schlussphase hatte es in sich. Die Böblingerinnen spielten sich plötzlich in einen Rausch und rückten mit Sieben-Meilen-Stiefel Punkt um Punkt heran. Auf Seiten des Tabellenzweiten funktionierte hingegen gar nichts mehr. „Wir haben in den letzten 5 Spielminuten komplett den Faden verloren und gerieten in Panik“, so der Trainer zur Schlussphase. Erschwerend kam hinzu, dass Nora Müllner und kurze Zeit später auch Luise Büchele mit 5 Fouls vom weiteren Spielverlauf ausgeschlossen wurden. Bei Nora Müllner hatte man erst vier Fouls notiert. Auch das fünfte Foul von Büchele kam etwas überraschend. Somit mussten in der Schlussphase bereits 4 Spielerinnen ersetzt werden. Böblingen kam auf 72:74 Punkte heran und hatte 3,9 Sekunden vor dem Ende den letzten Angriff. Mit der Schlusssirene schafften sie tatsächlich den Ausgleich. „Das ist fast schon ein Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde Wert. Böblingen schaffte es in 4 Sekunden nach einem Einwurf zwei Pässe zu spielen, ein Dribbling in die Zone zu machen, einen Wurf zu nehmen und nach einem Offensivrebound mit der Schlusssirene den Ausgleich zu erzielen“, so ein entsetzter Trainer nach dem Spielende. Trotz Reklamation ließen die beiden Unparteiischen den Korb zählen. Die Spielzeit wurde vom Kampfgericht viel zu spät gestartet. Somit viel der Ball noch vor der Schlusssirene in den Korb.

In der Verlängerung biss Sarah Wanzke auf die Zähne und versuchte es nochmals. Emmi Müllerschön dürfte ebenfalls wieder mitwirken. Ersteres brachte die eigenen Farben zunächst wieder in Führung. Böblingen konterte umgehend und holte sich die Führung zurück. Drei Minuten vor Ende der Verlängerung beging Emmi Müllerschön tatsächlich das fünfte Foul und musste runter. Dieses Foul wurde aber Sarah Wanzke angeschrieben, sodass laut Spielberichtsbogen Emmi Müllerschön hätte weiterspielen können. Dafür musste Wanzke Sekunden später mit ihrem fünften Foul auf die Bank. Erneut also ein einflussreicher Fehler des Kampfgerichts. Letztendlich siegten die Gäste in einer dennoch packenden Partie mit 85:81 Punkten. Wegen des ungerechtfertigten und spielentscheidenden Ausschlusses von Emmi Müllerschön legte Nürtinger allerdings Protest gegen die Wertung des Spiels ein. Ein Wiederholungsspiel scheint wahrscheinlich.

Für TG Nürtingen gespielt haben:

Büchele(12), Fischer, D.(8), Fischer, K-T.(8),Gerlach, Jugo(3), Kaufmann(6), Müllerschön(14), Müllner(3), Reichmuth(5), Salkowski(2), Wanzke(20).

jöf